Hier habe ich für Sie einige Fehler zusammengestellt, die in Bauvorhaben oft auftreten. Diese sind durch Erfahrungen und Rücksprachen mit anderen Auditor:innen zustande gekommen.
Vor noch Worte der Warnung...
Ich möchte vorher einen Perspektivwechsel vorschlagen. Bitte sehen Sie die Anforderungen der DGNB und QNG nicht nur als ein Problem oder neue Aufgabe (auch wenn das oft ist), sondern als Anregung, neu über die Prozesse und Qualitäten in der Bauplanung nachzudenken. Denn die Prozesse und Lösungen, die sie im DGNB-Prozess lernen, können Sie immer wieder anwenden und hoffentlich viele neue DGNB zertifizierte Projekte bauen.
Durch die DGNB-Zertifizierung ändern sich die Abläufe in der Zusammenarbeit, da eine ganzheitliche Betrachtung eine enge Kooperation von Architektur, Bauphysik, Haustechnik und Projektmanagement erfordert – eine Herausforderung, die jedoch den Mehrwert des Gebäudes steigert. Auch die umfangreiche Nachweisführung ist eine Umstellung, da jedes Kriterium detailliert dokumentiert werden muss, was bislang oft nicht einheitlich geschieht.
Und nun kommen wir zur eigentlichen Zertifizierung. Zuerst, die Frage, was denn ein Gebäude im minimalen Fall erreichen muss: die Mindestanforderungen.
Mindestanforderungen für DGNB und QNG-Zertifizierung
- Klimaschutz und Energie (ENV1.1): Offenlegung der Lebenszyklusbilanzen
- Ressourcengewinnung (ENV1.3): Mindestens 50 % nachhaltiges Holz
- Klimaresilienz (ECO2.6): Grundresilienz gegenüber Klimarisiken
- Innenraumluftqualität (SOC1.2): Einhaltung der Messanforderungen
- Barrierefreiheit (SOC2.1): Qualitätsstufe QS1
- Zirkuläres Bauen (TEC1.6): Rückbauanleitung oder Mindestpunktzahl
- Geordnete Inbetriebnahme (PRO2.3): Energetisches Monitoring-Konzept
- Mikrostandort (SITE1.1): Klimarisikoanalyse
- Mindestpunktzahl: Ein Gebäude muss in den drei Haupt-Bereichen den Mindesterfüllungsgrad der jeweiligen Stufe (z.B. Silber 35 %) erreichen.
- Zusätzliche Anforderungen durch QNG: Barrierefreiheit nach Maßgaben des Konzeptes BBSR „ready“, Innenraumluftqualität bzw. Schadstofffreiheit nach einer Baustoff-Tabelle (QNG-Anhang 313)
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Die Top 5 Stolperfallen bei der Zertifizierung
Fehler 1: Sie holen die Auditor:in zu spät ins Projekt.
Die Auditor:in spielt eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung der DGNB-Anforderungen. Wird sie erst in einer späten Projektphase eingebunden z.B. nach der Genehmigung, fehlt oft der Spielraum, um noch Anpassungen vorzunehmen. Dann werden die Änderungen kostenintensiv oder bestehende Verträge müssen noch nachträglich verändert werden.
Empfehlung: Binden Sie die Auditor:in frühzeitig ins Projekt ein und lassen Sie sich umfassend beraten. So integrieren Sie Zertifizierungsanforderungen von Anfang an und sparen Zeit und Geld. Weil viele Anforderungen auch auf die Planungsphase abzielen, können Sie dadurch wertvolle Punkte gutschreiben.
Fehler 2: Sie machen keine Variantenuntersuchung.
Die Ökobilanz wird häufig erst erstellt, wenn das Gebäude bereits geplant und genehmigt ist. Es ist aber gerade die Abstimmung von äußerer Hülle und energetischem Konzept, dass die großen Unterschiede macht.
Empfehlung: Erstellen Sie schon in der Entwurfsphase mehrere Varianten mit Energiekonzept und Ökobilanz, um die effektivste und nachhaltigste Lösung zu identifizieren.
Fehler 3: Schadstoffbewertung vernachlässigen
Die Schadstoffbewertung ist ein kritischer Punkt für die Innenraumluftqualität. Wenn Sie bei den Schadstoffen nicht sorgfältig prüfen und freigeben lassen, kann die Innenraumluftmessung schlechter als erwartet ausfallen.
Empfehlung: Verlangen Sie eine ordentliche Dokumentation vor und während der Bauphase. Nur mit einem guten Freigabeprozess kann die Messung gut ausfallen.
Fehler 4: Sie dokumentieren schlecht auf der Baustelle.
Eine lückenhafte Baustellendokumentation erschwert die Nachweise für Nachhaltigkeitskriterien. Wenn Projektbeteiligte über die Dokumentationsanforderungen nicht ausreichend informiert sind, sind die Unterlagen nicht da und können auch nicht nachträglich beschafft werden.
Empfehlung: Gehen Sie in mehreren Runden zu allen Baubeteiligten und klären Sie auf. Viele Auditor:innen unterstützen auch bei dieser Aufklärung.
Fehler 5: Sie unterschätzen das zirkuläre Bauen.
Die DGNB setzt zunehmend auf zirkuläres Bauen, wie z. B. eine Rückbauanleitung und den Einsatz von recyclingfähigen Materialien. Das muss in der Architekturplanung mitbedacht werden und als Leistung vereinbart werden. Die Recyclingfähigkeit sollte nicht im Nachhinein in ein bestehendes Konzept gebastelt werden.
Empfehlung: Beauftragen Sie eine Analyse der Recyclingfähigkeit und Rückbaukonzept. Wenn Sie das im ersten Auftrag vereinbaren wird es leichter für den Architekten und auch günstiger, da es nicht als Nachtrag anfällt.
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